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October
2023
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Technology
Bisher waren E-Commerce-Plattformen in der Regel als Einheit aus Front- und Backend-Lösung konzipiert. Das führt dazu, dass Funktionalität und Benutzeroberfläche eng miteinander verflochten sind. Dieser Ansatz bewährte sich, um einen schnellen Markteintritt zu ermöglichen und die Wartungskosten idealerweise niedrig zu halten. Allerdings stieß er an seine Grenzen, wenn es darum ging, die Plattform oder das Frontend zu erweitern, um mit aufkommenden Trends Schritt zu halten.
Um dieses Problem zu lösen, begannen Händler, Wege zu finden, um die Frontend-Lösung von den zugrunde liegenden Diensten zu trennen. Die Idee war, mehr Flexibilität im Kundenerlebnis zu ermöglichen, wodurch „Headless Commerce“ geboren wurde.
Der Headless-Ansatz ermöglicht es Händlern, bessere Kundenerlebnisse zu schaffen, während sie gleichzeitig die wesentlichen Funktionen in ihrem Geschäftsmodell beibehalten. Da Frontend und Backend separat gehostet werden, besteht die Flexibilität, das Frontend entsprechend den Anforderungen zu skalieren. Aufgrund der Unabhängigkeit haben Unternehmen außerdem mehr Freiheit, um hoch individualisierte Kundenerlebnisse zu gestalten. Unternehmen können auf diese Weise die Leistung ihrer Plattform verbessern und gezielt spezialisierte Teams für bestimmte Funktionen einsetzen, um ihre Effizienz zu steigern.
Aber ist das wirklich die Lösung für alle Probleme? Nicht ganz. Es sei denn, Sie haben eine wirklich "kopflose" Konfiguration, limitiert das zugrunde liegende System immer noch ein entkoppeltes Frontend. Sie können zwar vieles ändern, aber nicht alles. Grundsätzliche Änderungen, wie die Umstellung auf ein neues Geschäftsmodell, erfordern umfangreiche Anpassungen im Backend System. Zum Beispiel erfordern Innovationen wie Click & Collect oder die Same-Day-Delivery eine Unterstützung durch die Plattform. Geschäftsmodelle können daher oftmals nicht so vorangetrieben werden, wie gewünscht.
Hier kommt "Composable Commerce" ins Spiel. Dabei handelt es sich im Grunde um die gleiche Grundidee wie bei "Headless Commerce", jedoch für das gesamte Ökosystem. Die ständige Notwendigkeit, sich fortlaufend anzupassen und voranzukommen, führt zu einem entkoppelten System. Das resultiert darin, dass bei "Composable"-Architekturen jeder Baustein unabhängig ist und Sie die Möglichkeit haben, diese zu erweitern oder auszutauschen. Die Idee ist, das gesamte E-Commerce-Ökosystem durch die Verwendung von unabhängigen, per API-first Ansatz angebundenen Services zu optimieren.
Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass durch “Composable Commerce” die Orchestrierung nicht einfacher wird. Ganz im Gegenteil, es wird in den meisten Fällen deutlich komplexer. Die dadurch erreichte Flexibilität ermöglicht es aber, maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die den individuellen Anforderungen besser entsprechen und zu einer zukunftsfähigen Plattform beitragen.
Die Begriffe "Headless Commerce" und "Composable Commerce" werden oft fälschlicherweise als austauschbar angesehen. Tatsächlich ist Headless Commerce jedoch in der Regel ein integraler Bestandteil einer Composable Commerce Architektur und nicht umgekehrt. Dies bedeutet, dass es die Vorzüge beider Ansätze zusammenführt und somit die Potenziale in puncto Flexibilität, Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit voll entfaltet, werden können.
"Composable Commerce" kann die Antwort auf die Herausforderungen sein, vor denen Unternehmen stehen, sei es die Schaffung einer einzigartigen Customer Experience, die Verbesserung der Effizienz von Prozessen oder die Anpassung an die sich schnell ändernden Marktbedingungen. Es nutzt leistungsstarke Architekturmuster wie MACH (Microservices, API-First, Cloud-Native und Headless), um Unternehmen und ihren Endkunden eine maßgeschneiderte Architektur und höchste Flexibilität und Skalierbarkeit zu bieten.
Headless Commerce und Composable Commerce dürfen nicht als ein und dasselbe Konzept betrachtet werden. Bei Headless Commerce erfolgt die Entkopplung eines Monolithen, wodurch Front- und Backend die Fähigkeit erlangen, eigenständig zu agieren. Im Gegensatz dazu zeichnet sich Composable Commerce durch eine Struktur aus, bei der jede Komponente unabhängig ist, durch Schnittstellen kommuniziert und in einem sorgfältig zusammengestellten 'Best-for-Me'-System integriert wird. Dies ermöglicht es Unternehmen, jedes Element ihrer digitalen Dienste nach ihren spezifischen Geschäftsmodellanforderungen individuell auszuwählen und anzupassen.
Die Reise in die Welt des Composable Commerce ist mit organisatorischen und technischen Herausforderungen für Ihr Unternehmen verbunden. Wir kennen diese Herausforderungen sehr gut und begleiten unsere Kunden auf diesem Weg. Ein besonders wichtiger Faktor stellt hierbei der Digitale Reifegrad von Unternehmen dar – dieser sagt viel darüber aus, wie schnell ein Unternehmen neue Technologien und Strategien adaptieren kann. Im Rahmen unseres Digital Maturity Assessments können wir Ihnen einen Benchmark mit über 60 mittelständischen Unternehmen aus Deutschland anbieten und Ihre Chancen und Potentiale identifizieren.